Steuerberatung, die weiterdenkt.

Seit 40 Jahren.

Auf ein Gespräch mit …

Bastian Kröhnke

Bastian Kröhnke ist der Fachmann für internationales Steuerrecht in der Kanzlei und unterstützt das Team mit seinem umfassenden Fachwissen. Er bringt sich gerne als Sparringspartner für Max Michael Meier ein und gibt gelegentlich wertvolle Impulse. Seit 2002 im Unternehmen, ist er seit 2015 Partner.

Max, du bist quasi in die Kanzlei hineingeboren – was war dein erster Job als kleiner Junge hier im Büro?

Mein erster Job war einfach und simpel: samstags im Keller Papier schreddern, zwei bis drei Stunden lang, für 2 Euro. Das war mein erster Verdienst. Später, etwa mit 13 oder 14, kam mein erstes Schulpraktikum, gefolgt von weiteren Praktika in den Ferien.

So bin ich Stück für Stück in die Buchhaltung und Steuererklärungen hineingewachsen und habe diese Aufgaben dann auch selbst übernommen. Andere steigen vielleicht vom Tellerwäscher zum Chef auf; bei mir war es der Weg vom „Schredder-Meister“ zum Sachbearbeiter.

Du bist der Ideenbringer in der Kanzlei – welche Idee hast du zuletzt auf den Tisch gebracht, die alle begeistert hat?

Es ist immer schwierig, da es immer Stimmen gibt, die etwas negativ sehen. Ich denke jedoch, dass die wichtigste Veränderung, die ich eingeführt habe, 2020 die Einführung unserer TAXO-App war. Diese digitale Plattform ermöglicht es Mandanten, Belege für private Steuererklärungen hochzuladen, was die Qualität unserer Arbeit deutlich verbessert. Zusätzlich habe ich Initiativen wie Pro-Check und das Qualitätsmanagement aktiv eingeführt und gepflegt, um sicherzustellen, dass jemand die Checklisten und Prozesse im Blick behält.

Dennoch würde ich sagen, dass der wichtigste Schritt die TAXO-App war und dass ich in den letzten drei Jahren viele Mandanten erfolgreich auf digitale Prozesse umstellen konnte. Die Vorteile der TAXO-App sind: Der kurze Kommunikationsweg über das Portal ermöglicht eine schnelle und effiziente Kommunikation. Die durchgeführten Interviews sorgen für eine gute Informationslage, sodass wir umfassend beraten und alle relevanten Aspekte berücksichtigen können. Digitale Belege lassen sich reibungslos verarbeiten und in die entsprechenden Felder der Steuererklärung einfügen, sodass alle Schritte jederzeit nachvollziehbar bleiben.

Welches digitale Tool möchtest du nie wieder missen?

Mein gesamtes Wissen ist in OneNote und Meistertask gespeichert. Wenn diese beiden Anwendungen wegfallen würden, hätte ich ein großes Problem. Dort ist alles dokumentiert. In diesen Programmen sind alle Informationen
der letzten fünf Jahre gespeichert.

Agiles Arbeiten in einer Steuerkanzlei – klingt spannend, aber wie setzt du das konkret um?

Im Grunde ist es ganz einfach: Man muss sich die Zeit und das Bewusstsein nehmen, die Prozesse zu prüfen und mit den Leuten zu sprechen. Dabei merkt man schnell, wo es hakt. Wichtig ist, dass die Leute offen erzählen, wo es Probleme gibt und dann kann man gemeinsam Lösungen finden. So war es schon immer. Beispielsweise: Wenn Mandantenformulare handschriftlich ausgefüllt wurden und die Schrift unleserlich war, war die einfache Lösung, die Erfassung digital zu machen – so ist alles lesbar. Oder wenn es immer dieselben Rückfragen zur Steuererklärung gab, haben wir Erläuterungsschreiben erstellt.

Das Muster zieht sich durch alle Bereiche: Belege kamen unsortiert im Pendelordner an, also haben wir die digitale Buchhaltung eingeführt, was beiden Seiten Zeit spart. DATEV Controlling reichte nicht aus, also haben wir nach Software gesucht und mit Kontool eine passende Lösung gefunden. Letztlich geht es darum, aufmerksam zu sein, genau hinzuhören, die richtigen Fragen zu stellen und dann eine Lösung zu entwickeln.

Gibt es Hemmschwellen, wenn Mitarbeiter Themen ansprechen, die nicht so gut funktionieren?

Eigentlich nicht, denn die Mitarbeiter wissen, dass sie eine Lösung bekommen. Sie wissen auch, dass diese Lösung dokumentiert und weitergegeben wird. Wenn es etwas ist, das alle betrifft, wird es entweder in einer Kanzleibesprechung angesprochen oder direkt in unser Wiki-Dokument, Taxo Insights, eingetragen.

Zukünftig planen wir einen interaktiven Fragenkatalog: Fragen, die auftauchen, werden eingetragen und einmal im Monat entscheiden wir in der Besprechung, ob sie für alle
relevant sind und dann ebenfalls in Taxo Insights dokumentiert werden.

Mit welchen Argumenten überzeugst du Mitarbeiter, bei neuen, agilen Methoden mitzumachen?

Wichtig ist zunächst, aufzuzeigen, wie Prozesse verbessert werden können, wo Zeit gespart wird und warum diese Einsparungen sinnvoll sind. Viele Mitarbeiter sind außerdem froh, weniger Papier zu nutzen, da E-Mails sich einfacher sortieren und filtern lassen. Die Nutzung von Schnittstellen reduziert zudem automatisch den Zeitaufwand, wodurch mehr Mandanten betreut werden können. Letztlich sind alle Seiten zufriedener.

Ein Beispiel: Wenn das Problem darin besteht, dass Signaturen nicht schnell genug zurückkommen, ist die Lösung die digitale Signatur. Mit einer automatisierten Erinnerung und schnelleren Bearbeitungsmöglichkeiten reduziert sich die Rücklaufzeit erheblich und so haben alle die Vorteile der digitalen Signatur schnell erkannt.

Die Umsetzung erfolgt Stück für Stück und bei der großen Nachfrage muss stets ein Zeitgewinn erzielt werden – dabei darf die Qualität jedoch nie leiden, denn ohne Qualität funktioniert es nicht.

Was war dein größter „Aha-Moment“ in der Zusammenarbeit mit deinem Vater?

Dass ich ihn brauche. Die Möglichkeit, über fünf Jahre hinweg „freie Hand zu haben“, hat die Kanzlei sowohl menschlich als auch wirtschaftlich enorm nach vorne gebracht. Unser „Baum der Veränderung“, den wir gemeinsam mit Frank angestoßen haben, haben sowohl die Budgetgrenzen als auch die Qualitätsstandards weit übertroffen.
Damals waren die Aussichten viel zu niedrig kalkuliert. Gleichzeitig hat sich die Kanzlei qualitativ in der Außenwirkung stark verbessert: Die Mitarbeiter sind besser geschult, die Prozesse sind sauberer und laut unserer Umfrage sind die Mitarbeiter zufriedener.

Das hätte jedoch nicht funktioniert, wenn er mir nicht in den meisten Fällen freie Hand und die nötigen finanziellen Mittel gegeben hätte, um die notwendigen Investitionen zu tätigen – das waren durchaus erhebliche Summen. Wenn ich mal nicht weiterkomme, kann ich immer auf ihn zählen und deshalb habe ich in Outlook sogar einen Ordner „Gelernt von Papa“, wo ich alles notiere, auf das ich später zurückgreifen kann.

Sein Wissen geht weit über Steuern hinaus. Er gibt Anweisungen an den Notar, wenn es um Grundstücke und Grundbücher geht und weist auch den Rechtsanwalt auf Fehler im Vertrag hin. Sein Wissen umfasst nicht nur steuerliche Themen, sondern auch Bankwesen.

Was macht dir bei der Arbeit am meisten Spaß – die Strategieplanung, das Mitarbeitercoaching oder doch das Tagesgeschäft?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, macht mir die Strategieplanung am meisten Spaß. Am liebsten stoße ich Projekte an, lasse sie dann von anderen umsetzen und übernehme die Überwachung – so kann ich sicherstellen, dass Fristen eingehalten werden, wir Fortschritte machen und alle ein gutes Gleichgewicht zwischen
Tagesgeschäft und Projektentwicklung haben.

Danach kommt auf jeden Fall das Mitarbeitercoaching, was ja eigentlich Hand in Hand mit der Strategieplanung geht. Ich gehe herum, spreche mit den Leuten, erfahre, was sie beschäftigt, was sie mehr oder weniger gerne machen würden.

Als dritten Punkt würde ich den Vertrieb und die Gewinnung neuer Mandanten nennen und an letzter Stelle steht für mich das Tagesgeschäft. Das finde ich einfach zu eintönig – ich kann nicht jeden Tag nur Buchhaltung und Steuererklärungen machen. Ich brauche mehr Abwechslung und Möglichkeiten, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Gibt es Momente, in denen du das „traditionelle“ Steuerberaterbild komplett umkrempeln möchtest?

Also, das Gesetz kann ich nicht ansprechen – es ist einfach zu viel. Ein wichtiger Punkt, den ich von meinem Vater und auch von Frank Müller gelernt habe, ist die unternehmerische Haltung in der Steuerkanzlei. Sie sind nicht nur Steuerberater, sondern auch Unternehmer. Das macht einen großen Unterschied und ich denke,
unsere Steuertätigkeiten sind dadurch auf einem besonders hohen Niveau.

Das Wichtigste ist, die Branche nicht komplett umzukrempeln, aber Steuerberatern bewusst zu machen, dass sie auch Unternehmer sind. Das bedeutet, dass sie an ihrem Unternehmen arbeiten sollten und nicht nur im Unternehmen. Viele Steuerberater versinken im Tagesgeschäft, weil sie ausschließlich damit beschäftigt sind und dann keine Zeit für die Weiterentwicklung der Prozesse, Mitarbeiter oder
Schulungen haben.

Es gibt Kanzleien, in denen der Steuerberater zu 0 % im Tagesgeschäft arbeitet und genau das ist der Unterschied. Oft hört man: „Ich habe keine Zeit, am Unternehmen zu arbeiten.“ Doch manchmal muss man Konsequenzen ziehen, das Tagesgeschäft reduzieren und neu aufbauen. Leider trauen sich das nur die wenigsten.

Wenn du einen Zauberstab hättest, was würdest du sofort in der Kanzlei ändern?

Eigentlich gibt es nichts, was ich sofort ändern würde – außer vielleicht ein größeres Gebäude. Der zweite Punkt ist meine Ungeduld. Ich würde die nächsten 2–3 Jahre gern schon erleben oder fast überspringen, um zu sehen, wie alles funktioniert, wenn die Meistertask-Checkliste leer ist und alle gebrieft sind. Dann läuft es richtig rund: Jede Anfrage wird direkt bearbeitet, alle wissen, was zu tun ist und wie mit Fehlern oder Lob umgegangen wird.

Die kommenden Jahre werden spannend, mit vielen neuen Herausforderungen. Aber im Grunde habe ich nur einen großen Wunsch: dass mein Vater etwas jünger wäre und wir noch länger zusammenarbeiten könnten.

Du bist als Frohnatur bekannt – wie schaffst du es, auch in stressigen Phasen die gute Laune zu bewahren?

Man sieht mir wahrscheinlich an, wenn ich gestresst bin, aber ich reagiere trotzdem nie negativ auf andere, sondern bleibe auf Kurs. Mir ist klar, wie wichtig es ist, freundlich zu bleiben – damit erreicht man oft viel. Eine gewisse Gelassenheit habe ich mittlerweile, weil ich weiß, dass das Unternehmen gut funktioniert, die Mitarbeiter zufrieden sind und wir mit der richtigen Einstellung den Bestand halten können.

Ich muss sagen, dass das Fundament in den letzten fünf Jahren aus meiner Sicht deutlich besser geworden ist. Jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich denke, dass das Wichtigste bereits erledigt ist und wir den Kern gelegt haben – jetzt können wir weiter aufbauen.

Welche zukünftigen Trends siehst du für die Steuerberatung und wie bereitest du die Kanzlei darauf vor?

Ein klarer Trend wird sicherlich die KI in der Buchhaltung sein. Ich gehe stark davon aus, dass die Buchhaltung in den nächsten zehn Jahren automatisiert wird, was bedeutet, dass wir in diesem Bereich an Auftragsvolumen verlieren oder dass sich die Tätigkeit verändern wird. Die erste Strategie ist daher, unsere internen Prozesse so zu optimieren, dass wir als einer der besten Anbieter auf dem Markt die KI-gestützte Buchhaltung effizient abwickeln können.

Gleichzeitig wollen wir die freigewordene Zeit nutzen, indem sich unsere Mitarbeiter auf Spezialgebiete konzentrieren und die Beratungsleistungen verstärken. Die angehenden Steuerberater bei uns sollen sich ein Fachgebiet aussuchen, das ihnen Freude macht. So kann ich im Neumandantenvertrieb oder in der Beratung den
Rahmen abstecken und die Mandanten gezielt an die richtigen Spezialistenweiterleiten.

Die wichtigsten Themenfelder sind derzeit BWL-Beratung, Nachfolgeberatung mit vorweggenommener Erbfolge sowie Immobiliengesellschaften – das sind unsere drei Hauptpfeiler. Je nach Interesse können wir auch in weiteren Bereichen aufbauen, wie etwa im Erbrecht oder der Testamentsvollstreckung.

Was wäre das absolute No-Go, wenn du dir dein eigenes Steuerberater-Outfit entwerfen müsstest, erkläre warum Du das im Kleiderschrank hängen lässt?

Nein, ich bin absolut kein Fan von kurzärmligen Hemden und trage sie nie ohne Jackett. Jedes kurzärmelige Hemd würde also ungenutzt im Schrank hängen – ich ziehe sie einfach nicht an.

Wenn du ein Buch über die Kanzlei schreiben würdest, welchen Titel hätte es?

Entweder würde ich einen Leitspruch wählen wie „Einfach machen. Gemeinsam.“ – auch wenn er vielleicht nicht perfekt ist, da er schon bei der „Seven“ verwendet wird, trifft er es doch ziemlich gut. Das passt besonders, weil wir inzwischen eine solide Basis aufgebaut haben. „Meine Kanzlei“ würde ich ebenfalls passend finden, vor allem in Kombination mit unserem Logo, denn die Identifikation mit der Kanzlei ist mir wichtig.

Ich finde es großartig, wenn Leute unseren Bus sehen und sagen: „Das ist meine Kanzlei, die empfehle ich.“ Auch die Mitarbeiter sollen ein Gefühl von Zugehörigkeit haben und stolz darauf sein, Teil der Kanzlei zu sein, weil das Image des Steuerberaters nicht immer das beste ist. Mein Ziel ist, dass jeder Fall, der zu uns kommt, entsprechend unserer Prozesse bearbeitet wird und die Mandanten zufrieden sind und wissen, wofür sie uns bezahlen.

„Einfach machen. Gemeinsam.“ und „Meine Kanzlei“ – das wären wohl die beiden Titel, die ich wählen würde – oder „Menschen folgen Menschen“. Ich habe festgestellt, dass wir alle das nötige Fachwissen haben, aber wie man dieses Wissen vermittelt – mit welcher Ausstrahlung und Euphorie – ist letztendlich viel wichtiger.

Welches Emoji beschreibt deinen Tag am besten, wenn mal wieder die Steuerfristen nahen?

Entweder die unterstrichene „100“, weil ich immer auf 100 % arbeite, oder das Schlafsymbol, da es oft an Schlaf mangelt. Gestern war zum Beispiel Abgabefrist und ich war erst um 22:30 Uhr zuhause. Das ist ein gesetzter Tag – alle Fristen aller Fibu- Mitarbeiter überprüfen, ob etwas liegen geblieben ist. Tatsächlich war eine Fibu offen geblieben, die nicht übermittelt wurde und das habe ich dann abends noch erledigt. Aber ich denke, die „100“ trifft es am besten.

Herr Kröhnke, was hat Sie dazu bewogen, sich auf internationales Steuerrecht zu spezialisieren?

Ja, schwierig. Im Grunde genommen hat mich das Thema schon immer interessiert. Ein Wendepunkt war eigentlich die Beraterprüfung, die mir, sage ich mal, Glück gebracht hat, weil damals schon viel internationales Steuerrecht im Prüfungsmaterial enthalten war. Dadurch lief es in den ersten Tagen auch gleich gut mit den Noten. Hinzu kommt, dass unsere Kanzlei geografisch günstig liegt – nahe zur Schweiz und Frankreich. Wobei ich Frankreich oft eher vermeide, wenn möglich, weil es sprachlich etwas anspruchsvoller ist. Die Lage macht das Ganze aber wirklich interessant. Ich sage mal, das reine Veranlagungsgeschäft ist für mich nicht so reizvoll.

Genau, die Lage bringt einfach eine gewisse Abwechslung, die Fälle sind vielfältiger. Und deshalb dachte ich schon relativ früh, dass das internationale Steuerrecht für mich spannend sein könnte. Es ist immer so, dass ich mir überlege, was langfristig sinnvoll ist und da war das internationale Steuerrecht das Einzige, das in unserer Situation wirklich Sinn gemacht hat.

Sie sind seit über 20 Jahren in der Kanzlei – was hat sich für Sie persönlich seit Ihrer Ausbildungszeit am meisten verändert?

Das ist eine schwierige Frage. Mal überlegen, was sich verändert hat… Natürlich hat sich das Büro verändert. Früher waren wir in einer Villa, das war etwa achthundert bis neunhundert Meter von hier entfernt. Damals waren wir sogar zweigeteilt, weil wir zusätzlich ein Büro gegenüber angemietet hatten, um genügend Platz zu haben. Das Team hat sich auch gewandelt und ist jetzt wirklich sehr jung, muss ich sagen. Mittlerweile gehöre ich ja schon zu den Älteren – was erschreckend ist.

Aber ja, wir sind stetig gewachsen. Wenn ich die Zeit meiner Ausbildung vergleiche mit heute, haben wir inzwischen deutlich mehr Mitarbeitende. Auch die Arbeit selbst ist vielfältiger geworden; es gibt heute mehr abwechslungsreiche Aufgaben und mehr Mandanten aus verschiedenen Branchen. Die Bandbreite reicht von Kleinstbetrieben bis hin zu sehr großen Unternehmen. Das macht die Arbeit wirklich spannend und abwechslungsreich.

Wie würden Sie einem Kind erklären, was internationales Steuerrecht ist – in drei Sätzen?

In drei Sätzen? Mhm, das ist gar nicht so einfach… Also, ich würde sagen: Wenn jemand in einem Land wohnt und in einem anderen Land arbeitet, möchte jedes Land gern einen Teil von dem Geld haben, das derjenige verdient. Die Länder müssen dann miteinander aushandeln, wer wie viel davon bekommt. So würde ich es, glaube ich, grob erklären.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Max Michael Meier ab, wenn er voller Freude mit neuen Ideen um die Ecke kommt?

Das kommt immer auf die Idee an. Es hängt ein bisschen davon ab, wie ich die Idee aus meiner Perspektive einschätze. Je nachdem reagiere ich dann auch mal euphorisch oder eben weniger. Wir sind, glaube ich, vom Typ her ziemlich unterschiedlich: Er ist eher extrovertiert, ich eher introvertiert. Aber ich denke, das ergänzt sich ganz gut. Manchmal muss ich ihn ein bisschen bremsen, aber es gibt auch Momente, in denen ich voll dabei bin und sage: „Okay, das passt, das können wir auf jeden Fall machen. Das macht Sinn.“

Was macht den Reiz am internationalen Steuerrecht aus?

Der Reiz? Ja, im Prinzip, wie ich schon erwähnt habe, ist es eben kein Standardgeschäft. Wir haben mittlerweile viele Mandate, bei denen Mandanten zum Beispiel in München, Hamburg oder Buxtehude leben, aber Renten aus der Schweiz beziehen oder unter der Woche in der Schweiz arbeiten und nur am Wochenende bei der Familie sind. Solche Fälle sind besonders, weil es nicht um einfache Steuererklärungen geht – da muss man genau hinschauen und kann die Mandanten so beraten, dass sie durch kleine Anpassungen erhebliche Steuervorteile erzielen. Zum Beispiel könnte man empfehlen, für die Woche eine kleine Wohnung in der Schweiz zu nehmen, statt in Deutschland nahe der Grenze zu bleiben. Bei sechsstelligen Einkommen macht das dann schon einen deutlichen Unterschied.

Es wird auch spannend, wenn Schweizer Firmen in den deutschen Markt wollen oder deutsche Mandanten in der Schweiz aktiv sind. Wir haben zum Beispiel zwei Firmen, die Medikamente in der EU einkaufen und sie dann in der Schweiz verkaufen – das ist ein großes Geschäftsfeld. Solche Fälle sind interessant, weil sie kein Alltagsgeschäft sind und man sich intensiv mit den Besonderheiten beschäftigen muss. Gerade mit der Schweiz gibt es viele spezielle Regelungen. Bei anderen EU-Staaten ist das meistens weniger spannend.

Max, du bist quasi in die Kanzlei hineingeboren – was war dein erster Job als kleiner Junge hier im Büro?

Mein erster Job war einfach und simpel: samstags im Keller Papier schreddern, zwei bis drei Stunden lang, für 2 Euro. Das war mein erster Verdienst. Später, etwa mit 13 oder 14, kam mein erstes Schulpraktikum, gefolgt von weiteren Praktika in den Ferien.

So bin ich Stück für Stück in die Buchhaltung und Steuererklärungen hineingewachsen und habe diese Aufgaben dann auch selbst übernommen. Andere steigen vielleicht vom Tellerwäscher zum Chef auf; bei mir war es der Weg vom „Schredder-Meister“ zum Sachbearbeiter.

Du bist der Ideenbringer in der Kanzlei – welche Idee hast du zuletzt auf den Tisch gebracht, die alle begeistert hat?

Es ist immer schwierig, da es immer Stimmen gibt, die etwas negativ sehen. Ich denke jedoch, dass die wichtigste Veränderung, die ich eingeführt habe, 2020 die Einführung unserer TAXO-App war. Diese digitale Plattform ermöglicht es Mandanten, Belege für private Steuererklärungen hochzuladen, was die Qualität unserer Arbeit deutlich verbessert. Zusätzlich habe ich Initiativen wie Pro-Check und das Qualitätsmanagement aktiv eingeführt und gepflegt, um sicherzustellen, dass jemand die Checklisten und Prozesse im Blick behält.

Dennoch würde ich sagen, dass der wichtigste Schritt die TAXO-App war und dass ich in den letzten drei Jahren viele Mandanten erfolgreich auf digitale Prozesse umstellen konnte. Die Vorteile der TAXO-App sind: Der kurze Kommunikationsweg über das Portal ermöglicht eine schnelle und effiziente Kommunikation. Die durchgeführten Interviews sorgen für eine gute Informationslage, sodass wir umfassend beraten und alle relevanten Aspekte berücksichtigen können. Digitale Belege lassen sich reibungslos verarbeiten und in die entsprechenden Felder der Steuererklärung einfügen, sodass alle Schritte jederzeit nachvollziehbar bleiben.

Welches digitale Tool möchtest du nie wieder missen?

Mein gesamtes Wissen ist in OneNote und Meistertask gespeichert. Wenn diese beiden Anwendungen wegfallen würden, hätte ich ein großes Problem. Dort ist alles dokumentiert. In diesen Programmen sind alle Informationen
der letzten fünf Jahre gespeichert.

Agiles Arbeiten in einer Steuerkanzlei – klingt spannend, aber wie setzt du das konkret um?

Im Grunde ist es ganz einfach: Man muss sich die Zeit und das Bewusstsein nehmen, die Prozesse zu prüfen und mit den Leuten zu sprechen. Dabei merkt man schnell, wo es hakt. Wichtig ist, dass die Leute offen erzählen, wo es Probleme gibt und dann kann man gemeinsam Lösungen finden. So war es schon immer. Beispielsweise: Wenn Mandantenformulare handschriftlich ausgefüllt wurden und die Schrift unleserlich war, war die einfache Lösung, die Erfassung digital zu machen – so ist alles lesbar. Oder wenn es immer dieselben Rückfragen zur Steuererklärung gab, haben wir Erläuterungsschreiben erstellt.

Das Muster zieht sich durch alle Bereiche: Belege kamen unsortiert im Pendelordner an, also haben wir die digitale Buchhaltung eingeführt, was beiden Seiten Zeit spart. DATEV Controlling reichte nicht aus, also haben wir nach Software gesucht und mit Kontool eine passende Lösung gefunden. Letztlich geht es darum, aufmerksam zu sein, genau hinzuhören, die richtigen Fragen zu stellen und dann eine Lösung zu entwickeln.

Gibt es Hemmschwellen, wenn Mitarbeiter Themen ansprechen, die nicht so gut funktionieren?

Eigentlich nicht, denn die Mitarbeiter wissen, dass sie eine Lösung bekommen. Sie wissen auch, dass diese Lösung dokumentiert und weitergegeben wird. Wenn es etwas ist, das alle betrifft, wird es entweder in einer Kanzleibesprechung angesprochen oder direkt in unser Wiki-Dokument, Taxo Insights, eingetragen.

Zukünftig planen wir einen interaktiven Fragenkatalog: Fragen, die auftauchen, werden eingetragen und einmal im Monat entscheiden wir in der Besprechung, ob sie für alle
relevant sind und dann ebenfalls in Taxo Insights dokumentiert werden.

Mit welchen Argumenten überzeugst du Mitarbeiter, bei neuen, agilen Methoden mitzumachen?

Wichtig ist zunächst, aufzuzeigen, wie Prozesse verbessert werden können, wo Zeit gespart wird und warum diese Einsparungen sinnvoll sind. Viele Mitarbeiter sind außerdem froh, weniger Papier zu nutzen, da E-Mails sich einfacher sortieren und filtern lassen. Die Nutzung von Schnittstellen reduziert zudem automatisch den Zeitaufwand, wodurch mehr Mandanten betreut werden können. Letztlich sind alle Seiten zufriedener.

Ein Beispiel: Wenn das Problem darin besteht, dass Signaturen nicht schnell genug zurückkommen, ist die Lösung die digitale Signatur. Mit einer automatisierten Erinnerung und schnelleren Bearbeitungsmöglichkeiten reduziert sich die Rücklaufzeit erheblich und so haben alle die Vorteile der digitalen Signatur schnell erkannt.

Die Umsetzung erfolgt Stück für Stück und bei der großen Nachfrage muss stets ein Zeitgewinn erzielt werden – dabei darf die Qualität jedoch nie leiden, denn ohne Qualität funktioniert es nicht.

Was war dein größter „Aha-Moment“ in der Zusammenarbeit mit deinem Vater?

Dass ich ihn brauche. Die Möglichkeit, über fünf Jahre hinweg „freie Hand zu haben“, hat die Kanzlei sowohl menschlich als auch wirtschaftlich enorm nach vorne gebracht. Unser „Baum der Veränderung“, den wir gemeinsam mit Frank angestoßen haben, haben sowohl die Budgetgrenzen als auch die Qualitätsstandards weit übertroffen.
Damals waren die Aussichten viel zu niedrig kalkuliert. Gleichzeitig hat sich die Kanzlei qualitativ in der Außenwirkung stark verbessert: Die Mitarbeiter sind besser geschult, die Prozesse sind sauberer und laut unserer Umfrage sind die Mitarbeiter zufriedener.

Das hätte jedoch nicht funktioniert, wenn er mir nicht in den meisten Fällen freie Hand und die nötigen finanziellen Mittel gegeben hätte, um die notwendigen Investitionen zu tätigen – das waren durchaus erhebliche Summen. Wenn ich mal nicht weiterkomme, kann ich immer auf ihn zählen und deshalb habe ich in Outlook sogar einen Ordner „Gelernt von Papa“, wo ich alles notiere, auf das ich später zurückgreifen kann.

Sein Wissen geht weit über Steuern hinaus. Er gibt Anweisungen an den Notar, wenn es um Grundstücke und Grundbücher geht und weist auch den Rechtsanwalt auf Fehler im Vertrag hin. Sein Wissen umfasst nicht nur steuerliche Themen, sondern auch Bankwesen.

Was macht dir bei der Arbeit am meisten Spaß – die Strategieplanung, das Mitarbeitercoaching oder doch das Tagesgeschäft?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, macht mir die Strategieplanung am meisten Spaß. Am liebsten stoße ich Projekte an, lasse sie dann von anderen umsetzen und übernehme die Überwachung – so kann ich sicherstellen, dass Fristen eingehalten werden, wir Fortschritte machen und alle ein gutes Gleichgewicht zwischen
Tagesgeschäft und Projektentwicklung haben.

Danach kommt auf jeden Fall das Mitarbeitercoaching, was ja eigentlich Hand in Hand mit der Strategieplanung geht. Ich gehe herum, spreche mit den Leuten, erfahre, was sie beschäftigt, was sie mehr oder weniger gerne machen würden.

Als dritten Punkt würde ich den Vertrieb und die Gewinnung neuer Mandanten nennen und an letzter Stelle steht für mich das Tagesgeschäft. Das finde ich einfach zu eintönig – ich kann nicht jeden Tag nur Buchhaltung und Steuererklärungen machen. Ich brauche mehr Abwechslung und Möglichkeiten, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Gibt es Momente, in denen du das „traditionelle“ Steuerberaterbild komplett umkrempeln möchtest?

Also, das Gesetz kann ich nicht ansprechen – es ist einfach zu viel. Ein wichtiger Punkt, den ich von meinem Vater und auch von Frank Müller gelernt habe, ist die unternehmerische Haltung in der Steuerkanzlei. Sie sind nicht nur Steuerberater, sondern auch Unternehmer. Das macht einen großen Unterschied und ich denke,
unsere Steuertätigkeiten sind dadurch auf einem besonders hohen Niveau.

Das Wichtigste ist, die Branche nicht komplett umzukrempeln, aber Steuerberatern bewusst zu machen, dass sie auch Unternehmer sind. Das bedeutet, dass sie an ihrem Unternehmen arbeiten sollten und nicht nur im Unternehmen. Viele Steuerberater versinken im Tagesgeschäft, weil sie ausschließlich damit beschäftigt sind und dann keine Zeit für die Weiterentwicklung der Prozesse, Mitarbeiter oder
Schulungen haben.

Es gibt Kanzleien, in denen der Steuerberater zu 0 % im Tagesgeschäft arbeitet und genau das ist der Unterschied. Oft hört man: „Ich habe keine Zeit, am Unternehmen zu arbeiten.“ Doch manchmal muss man Konsequenzen ziehen, das Tagesgeschäft reduzieren und neu aufbauen. Leider trauen sich das nur die wenigsten.

Wenn du einen Zauberstab hättest, was würdest du sofort in der Kanzlei ändern?

Eigentlich gibt es nichts, was ich sofort ändern würde – außer vielleicht ein größeres Gebäude. Der zweite Punkt ist meine Ungeduld. Ich würde die nächsten 2–3 Jahre gern schon erleben oder fast überspringen, um zu sehen, wie alles funktioniert, wenn die Meistertask-Checkliste leer ist und alle gebrieft sind. Dann läuft es richtig rund: Jede Anfrage wird direkt bearbeitet, alle wissen, was zu tun ist und wie mit Fehlern oder Lob umgegangen wird.

Die kommenden Jahre werden spannend, mit vielen neuen Herausforderungen. Aber im Grunde habe ich nur einen großen Wunsch: dass mein Vater etwas jünger wäre und wir noch länger zusammenarbeiten könnten.

Du bist als Frohnatur bekannt – wie schaffst du es, auch in stressigen Phasen die gute Laune zu bewahren?

Man sieht mir wahrscheinlich an, wenn ich gestresst bin, aber ich reagiere trotzdem nie negativ auf andere, sondern bleibe auf Kurs. Mir ist klar, wie wichtig es ist, freundlich zu bleiben – damit erreicht man oft viel. Eine gewisse Gelassenheit habe ich mittlerweile, weil ich weiß, dass das Unternehmen gut funktioniert, die Mitarbeiter zufrieden sind und wir mit der richtigen Einstellung den Bestand halten können.

Ich muss sagen, dass das Fundament in den letzten fünf Jahren aus meiner Sicht deutlich besser geworden ist. Jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich denke, dass das Wichtigste bereits erledigt ist und wir den Kern gelegt haben – jetzt können wir weiter aufbauen.

Welche zukünftigen Trends siehst du für die Steuerberatung und wie bereitest du die Kanzlei darauf vor?

Ein klarer Trend wird sicherlich die KI in der Buchhaltung sein. Ich gehe stark davon aus, dass die Buchhaltung in den nächsten zehn Jahren automatisiert wird, was bedeutet, dass wir in diesem Bereich an Auftragsvolumen verlieren oder dass sich die Tätigkeit verändern wird. Die erste Strategie ist daher, unsere internen Prozesse so zu optimieren, dass wir als einer der besten Anbieter auf dem Markt die KI-gestützte Buchhaltung effizient abwickeln können.

Gleichzeitig wollen wir die freigewordene Zeit nutzen, indem sich unsere Mitarbeiter auf Spezialgebiete konzentrieren und die Beratungsleistungen verstärken. Die angehenden Steuerberater bei uns sollen sich ein Fachgebiet aussuchen, das ihnen Freude macht. So kann ich im Neumandantenvertrieb oder in der Beratung den
Rahmen abstecken und die Mandanten gezielt an die richtigen Spezialistenweiterleiten.

Die wichtigsten Themenfelder sind derzeit BWL-Beratung, Nachfolgeberatung mit vorweggenommener Erbfolge sowie Immobiliengesellschaften – das sind unsere drei Hauptpfeiler. Je nach Interesse können wir auch in weiteren Bereichen aufbauen, wie etwa im Erbrecht oder der Testamentsvollstreckung.

Was wäre das absolute No-Go, wenn du dir dein eigenes Steuerberater-Outfit entwerfen müsstest, erkläre warum Du das im Kleiderschrank hängen lässt?

Nein, ich bin absolut kein Fan von kurzärmligen Hemden und trage sie nie ohne Jackett. Jedes kurzärmelige Hemd würde also ungenutzt im Schrank hängen – ich ziehe sie einfach nicht an.

Wenn du ein Buch über die Kanzlei schreiben würdest, welchen Titel hätte es?

Entweder würde ich einen Leitspruch wählen wie „Einfach machen. Gemeinsam.“ – auch wenn er vielleicht nicht perfekt ist, da er schon bei der „Seven“ verwendet wird, trifft er es doch ziemlich gut. Das passt besonders, weil wir inzwischen eine solide Basis aufgebaut haben. „Meine Kanzlei“ würde ich ebenfalls passend finden, vor allem in Kombination mit unserem Logo, denn die Identifikation mit der Kanzlei ist mir wichtig.

Ich finde es großartig, wenn Leute unseren Bus sehen und sagen: „Das ist meine Kanzlei, die empfehle ich.“ Auch die Mitarbeiter sollen ein Gefühl von Zugehörigkeit haben und stolz darauf sein, Teil der Kanzlei zu sein, weil das Image des Steuerberaters nicht immer das beste ist. Mein Ziel ist, dass jeder Fall, der zu uns kommt, entsprechend unserer Prozesse bearbeitet wird und die Mandanten zufrieden sind und wissen, wofür sie uns bezahlen.

„Einfach machen. Gemeinsam.“ und „Meine Kanzlei“ – das wären wohl die beiden Titel, die ich wählen würde – oder „Menschen folgen Menschen“. Ich habe festgestellt, dass wir alle das nötige Fachwissen haben, aber wie man dieses Wissen vermittelt – mit welcher Ausstrahlung und Euphorie – ist letztendlich viel wichtiger.

Welches Emoji beschreibt deinen Tag am besten, wenn mal wieder die Steuerfristen nahen?

Entweder die unterstrichene „100“, weil ich immer auf 100 % arbeite, oder das Schlafsymbol, da es oft an Schlaf mangelt. Gestern war zum Beispiel Abgabefrist und ich war erst um 22:30 Uhr zuhause. Das ist ein gesetzter Tag – alle Fristen aller Fibu- Mitarbeiter überprüfen, ob etwas liegen geblieben ist. Tatsächlich war eine Fibu offen geblieben, die nicht übermittelt wurde und das habe ich dann abends noch erledigt. Aber ich denke, die „100“ trifft es am besten.

Gibt es ein Land, dessen Steuersystem Sie besonders fasziniert?

Schwierig. Jedes Steuersystem hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Das Schweizer Steuersystem finde ich besonders interessant, weil es sehr einfach gehalten ist und stark auf Pauschalen setzt. Da muss man sich im Prinzip nur mit den großen Themen befassen. Wäre das bei uns ähnlich, würde es jedoch weniger Arbeit für uns bedeuten.

Allerdings gibt es in der Schweiz eine Besonderheit: Jeder Kanton hat seine eigene Gesetzgebung. Anders als bei uns, wo ein Steuergesetz für alle Bundesländer gilt, hat in der Schweiz jeder Kanton seine eigenen Regeln, was das Ganze oft komplizierter macht. Wir bearbeiten gelegentlich auch Schweizer Steuererklärungen und da müssen wir immer genau schauen, welcher Kanton betroffen ist und welche Besonderheiten gelten.

Was war der komplizierteste Fall, den Sie je betreut haben?

Der komplizierteste Fall? Der läuft sogar noch. Wir haben ein Mandat übernommen, das mehrere Tochtergesellschaften hat, darunter zwei in Italien. Ursprünglich hatten wir nur ein informatives Gespräch mit dem potenziellen Mandanten, weil sie zunächst nicht wechseln wollten. Doch ein Vierteljahr später wurde es plötzlich akut und sie entschieden sich endgültig für den Wechsel. Dabei stellte sich heraus, dass es ein großes Problem mit dem italienischen Besteuerungsrecht gab. Das Ganze läuft nun schon seit zehn Jahren, da die Ämter dort einfach nicht vorankommen. Aktuell ist ein Verständigungsverfahren eingeleitet, aber mit Italien dauert das seine Zeit.

Ein weiterer komplizierter Fall betraf einen Krankenpfleger aus Nordrhein-Westfalen, der in der Schweiz in einem Pflegeheim nahe der Grenze arbeitete und Nachtschichten hatte. Er hatte sich statt einer Wohnung in Basel eine Wohnung in Frankreich genommen. Dadurch entstand eine besondere Konstellation, bei der drei Doppelbesteuerungsabkommen ins Spiel kamen: Deutschland-Schweiz, Schweiz-Frankreich und Frankreich Deutschland. Jedes Abkommen sprach das Besteuerungsrecht einem anderen Staat zu. Wir waren der Auffassung, dass er in Frankreich steuerpflichtig sei, während Deutschland das Besteuerungsrecht beanspruchte.

Der Fall ging schließlich vor das Finanzgericht Münster, wo wir gewannen. Im Jahr 2022 kam es dann zur Verhandlung beim Bundesfinanzhof (BFH) in München, bei der ich auch vor Ort war – und wir haben wieder gewonnen. Man nennt solche Konstellationen „Dreiecksfall“, weil drei Staaten gleichzeitig beteiligt sind. Es war ein sehr interessanter und beeindruckender Fall, zumal man nicht jeden Tag vor dem BFH steht.

Wie halten Sie sich bei den ständigen Gesetzesänderungen auf dem Laufenden?

Auf unterschiedliche Weise. Wir haben regelmäßig aktuelle Steuerrechtsseminare von verschiedenen Anbietern, die ich mir anschaue. Einmal im Jahr gibt es eine größere Fortbildungsveranstaltung, früher war die immer vor Ort in München. Ich muss jedes Jahr eine bestimmte Anzahl Fortbildungsstunden nachweisen, um meinen Titel zu behalten. Inzwischen ist das Ganze durch Corona digitalisiert worden und das läuft dann über ein komplettes Wochenende mit Vorträgen am Samstag und Sonntag, wo die wichtigsten Änderungen behandelt werden. Außerdem erhalte ich diverse Newsletter, vor allem zu Themen aus der Schweiz, da uns die Schweiz durch die Nähe oft betrifft. Für andere Länder ist das seltener der Fall. Wenn es in der Schweiz Gesetzesänderungen gibt, bekomme ich Benachrichtigungen und kann die Entwicklungen zeitnah verfolgen.

Sie geben Ihren Kollegen oft Hilfestellung – was ist Ihr bester Coaching-Tipp?

Bei mittleren Fällen lasse ich die Kollegen meistens erstmal selbstständig arbeiten, damit sie versuchen können, die Lösung eigenständig zu finden. Danach schaue ich mir die Details an und gebe Hinweise, wo sie vielleicht falsch abgebogen sind. Ich sage dann: „Schau mal hier, da bist du ein wenig falsch gelaufen. Wenn du dort richtig abgebogen wärst, wärst du schon zur Lösung gekommen.“ Es ist oft verlockend zu denken, „Ach, ich mache das schnell selbst, dann ist es erledigt.“ Aber das bringt den Kollegen nichts – sie lernen nicht dabei. Deshalb achte ich darauf, ihnen die Gelegenheit zum eigenen Lernen zu geben.

Was schätzen Sie an der Arbeit in einem Team wie dem von Meier & Kröhnke?

Vor allem die Zusammenarbeit und die Möglichkeit, dass jeder seine Ideen einbringen kann. Jeder wird gehört – der Raum für Ideen ist da. In größeren Kanzleien, wie ich das von anderen Beraterkollegen höre, ist man oft nur eine Nummer und erledigt einfach seine Aufgaben. Sich aktiv einzubringen oder etwas mitzugestalten, ist dort schwieriger. Das gefällt mir an kleineren Teams: Hier gibt es kurze Wege und man kann wirklich etwas bewegen. Klar, das geht auch in größeren Betrieben, aber es hängt stark davon ab, ob das von der Führungsebene gewollt wird. Ich bin froh, dass das bei uns funktioniert.

Max, du bist quasi in die Kanzlei hineingeboren – was war dein erster Job als kleiner Junge hier im Büro?

Mein erster Job war einfach und simpel: samstags im Keller Papier schreddern, zwei bis drei Stunden lang, für 2 Euro. Das war mein erster Verdienst. Später, etwa mit 13 oder 14, kam mein erstes Schulpraktikum, gefolgt von weiteren Praktika in den Ferien.

So bin ich Stück für Stück in die Buchhaltung und Steuererklärungen hineingewachsen und habe diese Aufgaben dann auch selbst übernommen. Andere steigen vielleicht vom Tellerwäscher zum Chef auf; bei mir war es der Weg vom „Schredder-Meister“ zum Sachbearbeiter.

Du bist der Ideenbringer in der Kanzlei – welche Idee hast du zuletzt auf den Tisch gebracht, die alle begeistert hat?

Es ist immer schwierig, da es immer Stimmen gibt, die etwas negativ sehen. Ich denke jedoch, dass die wichtigste Veränderung, die ich eingeführt habe, 2020 die Einführung unserer TAXO-App war. Diese digitale Plattform ermöglicht es Mandanten, Belege für private Steuererklärungen hochzuladen, was die Qualität unserer Arbeit deutlich verbessert. Zusätzlich habe ich Initiativen wie Pro-Check und das Qualitätsmanagement aktiv eingeführt und gepflegt, um sicherzustellen, dass jemand die Checklisten und Prozesse im Blick behält.

Dennoch würde ich sagen, dass der wichtigste Schritt die TAXO-App war und dass ich in den letzten drei Jahren viele Mandanten erfolgreich auf digitale Prozesse umstellen konnte. Die Vorteile der TAXO-App sind: Der kurze Kommunikationsweg über das Portal ermöglicht eine schnelle und effiziente Kommunikation. Die durchgeführten Interviews sorgen für eine gute Informationslage, sodass wir umfassend beraten und alle relevanten Aspekte berücksichtigen können. Digitale Belege lassen sich reibungslos verarbeiten und in die entsprechenden Felder der Steuererklärung einfügen, sodass alle Schritte jederzeit nachvollziehbar bleiben.

Welches digitale Tool möchtest du nie wieder missen?

Mein gesamtes Wissen ist in OneNote und Meistertask gespeichert. Wenn diese beiden Anwendungen wegfallen würden, hätte ich ein großes Problem. Dort ist alles dokumentiert. In diesen Programmen sind alle Informationen
der letzten fünf Jahre gespeichert.

Agiles Arbeiten in einer Steuerkanzlei – klingt spannend, aber wie setzt du das konkret um?

Im Grunde ist es ganz einfach: Man muss sich die Zeit und das Bewusstsein nehmen, die Prozesse zu prüfen und mit den Leuten zu sprechen. Dabei merkt man schnell, wo es hakt. Wichtig ist, dass die Leute offen erzählen, wo es Probleme gibt und dann kann man gemeinsam Lösungen finden. So war es schon immer. Beispielsweise: Wenn Mandantenformulare handschriftlich ausgefüllt wurden und die Schrift unleserlich war, war die einfache Lösung, die Erfassung digital zu machen – so ist alles lesbar. Oder wenn es immer dieselben Rückfragen zur Steuererklärung gab, haben wir Erläuterungsschreiben erstellt.

Das Muster zieht sich durch alle Bereiche: Belege kamen unsortiert im Pendelordner an, also haben wir die digitale Buchhaltung eingeführt, was beiden Seiten Zeit spart. DATEV Controlling reichte nicht aus, also haben wir nach Software gesucht und mit Kontool eine passende Lösung gefunden. Letztlich geht es darum, aufmerksam zu sein, genau hinzuhören, die richtigen Fragen zu stellen und dann eine Lösung zu entwickeln.

Gibt es Hemmschwellen, wenn Mitarbeiter Themen ansprechen, die nicht so gut funktionieren?

Eigentlich nicht, denn die Mitarbeiter wissen, dass sie eine Lösung bekommen. Sie wissen auch, dass diese Lösung dokumentiert und weitergegeben wird. Wenn es etwas ist, das alle betrifft, wird es entweder in einer Kanzleibesprechung angesprochen oder direkt in unser Wiki-Dokument, Taxo Insights, eingetragen.

Zukünftig planen wir einen interaktiven Fragenkatalog: Fragen, die auftauchen, werden eingetragen und einmal im Monat entscheiden wir in der Besprechung, ob sie für alle
relevant sind und dann ebenfalls in Taxo Insights dokumentiert werden.

Mit welchen Argumenten überzeugst du Mitarbeiter, bei neuen, agilen Methoden mitzumachen?

Wichtig ist zunächst, aufzuzeigen, wie Prozesse verbessert werden können, wo Zeit gespart wird und warum diese Einsparungen sinnvoll sind. Viele Mitarbeiter sind außerdem froh, weniger Papier zu nutzen, da E-Mails sich einfacher sortieren und filtern lassen. Die Nutzung von Schnittstellen reduziert zudem automatisch den Zeitaufwand, wodurch mehr Mandanten betreut werden können. Letztlich sind alle Seiten zufriedener.

Ein Beispiel: Wenn das Problem darin besteht, dass Signaturen nicht schnell genug zurückkommen, ist die Lösung die digitale Signatur. Mit einer automatisierten Erinnerung und schnelleren Bearbeitungsmöglichkeiten reduziert sich die Rücklaufzeit erheblich und so haben alle die Vorteile der digitalen Signatur schnell erkannt.

Die Umsetzung erfolgt Stück für Stück und bei der großen Nachfrage muss stets ein Zeitgewinn erzielt werden – dabei darf die Qualität jedoch nie leiden, denn ohne Qualität funktioniert es nicht.

Was war dein größter „Aha-Moment“ in der Zusammenarbeit mit deinem Vater?

Dass ich ihn brauche. Die Möglichkeit, über fünf Jahre hinweg „freie Hand zu haben“, hat die Kanzlei sowohl menschlich als auch wirtschaftlich enorm nach vorne gebracht. Unser „Baum der Veränderung“, den wir gemeinsam mit Frank angestoßen haben, haben sowohl die Budgetgrenzen als auch die Qualitätsstandards weit übertroffen.
Damals waren die Aussichten viel zu niedrig kalkuliert. Gleichzeitig hat sich die Kanzlei qualitativ in der Außenwirkung stark verbessert: Die Mitarbeiter sind besser geschult, die Prozesse sind sauberer und laut unserer Umfrage sind die Mitarbeiter zufriedener.

Das hätte jedoch nicht funktioniert, wenn er mir nicht in den meisten Fällen freie Hand und die nötigen finanziellen Mittel gegeben hätte, um die notwendigen Investitionen zu tätigen – das waren durchaus erhebliche Summen. Wenn ich mal nicht weiterkomme, kann ich immer auf ihn zählen und deshalb habe ich in Outlook sogar einen Ordner „Gelernt von Papa“, wo ich alles notiere, auf das ich später zurückgreifen kann.

Sein Wissen geht weit über Steuern hinaus. Er gibt Anweisungen an den Notar, wenn es um Grundstücke und Grundbücher geht und weist auch den Rechtsanwalt auf Fehler im Vertrag hin. Sein Wissen umfasst nicht nur steuerliche Themen, sondern auch Bankwesen.

Was macht dir bei der Arbeit am meisten Spaß – die Strategieplanung, das Mitarbeitercoaching oder doch das Tagesgeschäft?

Wenn ich es mir aussuchen könnte, macht mir die Strategieplanung am meisten Spaß. Am liebsten stoße ich Projekte an, lasse sie dann von anderen umsetzen und übernehme die Überwachung – so kann ich sicherstellen, dass Fristen eingehalten werden, wir Fortschritte machen und alle ein gutes Gleichgewicht zwischen
Tagesgeschäft und Projektentwicklung haben.

Danach kommt auf jeden Fall das Mitarbeitercoaching, was ja eigentlich Hand in Hand mit der Strategieplanung geht. Ich gehe herum, spreche mit den Leuten, erfahre, was sie beschäftigt, was sie mehr oder weniger gerne machen würden.

Als dritten Punkt würde ich den Vertrieb und die Gewinnung neuer Mandanten nennen und an letzter Stelle steht für mich das Tagesgeschäft. Das finde ich einfach zu eintönig – ich kann nicht jeden Tag nur Buchhaltung und Steuererklärungen machen. Ich brauche mehr Abwechslung und Möglichkeiten, über den Tellerrand hinauszuschauen.

Gibt es Momente, in denen du das „traditionelle“ Steuerberaterbild komplett umkrempeln möchtest?

Also, das Gesetz kann ich nicht ansprechen – es ist einfach zu viel. Ein wichtiger Punkt, den ich von meinem Vater und auch von Frank Müller gelernt habe, ist die unternehmerische Haltung in der Steuerkanzlei. Sie sind nicht nur Steuerberater, sondern auch Unternehmer. Das macht einen großen Unterschied und ich denke,
unsere Steuertätigkeiten sind dadurch auf einem besonders hohen Niveau.

Das Wichtigste ist, die Branche nicht komplett umzukrempeln, aber Steuerberatern bewusst zu machen, dass sie auch Unternehmer sind. Das bedeutet, dass sie an ihrem Unternehmen arbeiten sollten und nicht nur im Unternehmen. Viele Steuerberater versinken im Tagesgeschäft, weil sie ausschließlich damit beschäftigt sind und dann keine Zeit für die Weiterentwicklung der Prozesse, Mitarbeiter oder
Schulungen haben.

Es gibt Kanzleien, in denen der Steuerberater zu 0 % im Tagesgeschäft arbeitet und genau das ist der Unterschied. Oft hört man: „Ich habe keine Zeit, am Unternehmen zu arbeiten.“ Doch manchmal muss man Konsequenzen ziehen, das Tagesgeschäft reduzieren und neu aufbauen. Leider trauen sich das nur die wenigsten.

Wenn du einen Zauberstab hättest, was würdest du sofort in der Kanzlei ändern?

Eigentlich gibt es nichts, was ich sofort ändern würde – außer vielleicht ein größeres Gebäude. Der zweite Punkt ist meine Ungeduld. Ich würde die nächsten 2–3 Jahre gern schon erleben oder fast überspringen, um zu sehen, wie alles funktioniert, wenn die Meistertask-Checkliste leer ist und alle gebrieft sind. Dann läuft es richtig rund: Jede Anfrage wird direkt bearbeitet, alle wissen, was zu tun ist und wie mit Fehlern oder Lob umgegangen wird.

Die kommenden Jahre werden spannend, mit vielen neuen Herausforderungen. Aber im Grunde habe ich nur einen großen Wunsch: dass mein Vater etwas jünger wäre und wir noch länger zusammenarbeiten könnten.

Du bist als Frohnatur bekannt – wie schaffst du es, auch in stressigen Phasen die gute Laune zu bewahren?

Man sieht mir wahrscheinlich an, wenn ich gestresst bin, aber ich reagiere trotzdem nie negativ auf andere, sondern bleibe auf Kurs. Mir ist klar, wie wichtig es ist, freundlich zu bleiben – damit erreicht man oft viel. Eine gewisse Gelassenheit habe ich mittlerweile, weil ich weiß, dass das Unternehmen gut funktioniert, die Mitarbeiter zufrieden sind und wir mit der richtigen Einstellung den Bestand halten können.

Ich muss sagen, dass das Fundament in den letzten fünf Jahren aus meiner Sicht deutlich besser geworden ist. Jetzt bin ich an dem Punkt, wo ich denke, dass das Wichtigste bereits erledigt ist und wir den Kern gelegt haben – jetzt können wir weiter aufbauen.

Welche zukünftigen Trends siehst du für die Steuerberatung und wie bereitest du die Kanzlei darauf vor?

Ein klarer Trend wird sicherlich die KI in der Buchhaltung sein. Ich gehe stark davon aus, dass die Buchhaltung in den nächsten zehn Jahren automatisiert wird, was bedeutet, dass wir in diesem Bereich an Auftragsvolumen verlieren oder dass sich die Tätigkeit verändern wird. Die erste Strategie ist daher, unsere internen Prozesse so zu optimieren, dass wir als einer der besten Anbieter auf dem Markt die KI-gestützte Buchhaltung effizient abwickeln können.

Gleichzeitig wollen wir die freigewordene Zeit nutzen, indem sich unsere Mitarbeiter auf Spezialgebiete konzentrieren und die Beratungsleistungen verstärken. Die angehenden Steuerberater bei uns sollen sich ein Fachgebiet aussuchen, das ihnen Freude macht. So kann ich im Neumandantenvertrieb oder in der Beratung den
Rahmen abstecken und die Mandanten gezielt an die richtigen Spezialistenweiterleiten.

Die wichtigsten Themenfelder sind derzeit BWL-Beratung, Nachfolgeberatung mit vorweggenommener Erbfolge sowie Immobiliengesellschaften – das sind unsere drei Hauptpfeiler. Je nach Interesse können wir auch in weiteren Bereichen aufbauen, wie etwa im Erbrecht oder der Testamentsvollstreckung.

Was wäre das absolute No-Go, wenn du dir dein eigenes Steuerberater-Outfit entwerfen müsstest, erkläre warum Du das im Kleiderschrank hängen lässt?

Nein, ich bin absolut kein Fan von kurzärmligen Hemden und trage sie nie ohne Jackett. Jedes kurzärmelige Hemd würde also ungenutzt im Schrank hängen – ich ziehe sie einfach nicht an.

Wenn du ein Buch über die Kanzlei schreiben würdest, welchen Titel hätte es?

Entweder würde ich einen Leitspruch wählen wie „Einfach machen. Gemeinsam.“ – auch wenn er vielleicht nicht perfekt ist, da er schon bei der „Seven“ verwendet wird, trifft er es doch ziemlich gut. Das passt besonders, weil wir inzwischen eine solide Basis aufgebaut haben. „Meine Kanzlei“ würde ich ebenfalls passend finden, vor allem in Kombination mit unserem Logo, denn die Identifikation mit der Kanzlei ist mir wichtig.

Ich finde es großartig, wenn Leute unseren Bus sehen und sagen: „Das ist meine Kanzlei, die empfehle ich.“ Auch die Mitarbeiter sollen ein Gefühl von Zugehörigkeit haben und stolz darauf sein, Teil der Kanzlei zu sein, weil das Image des Steuerberaters nicht immer das beste ist. Mein Ziel ist, dass jeder Fall, der zu uns kommt, entsprechend unserer Prozesse bearbeitet wird und die Mandanten zufrieden sind und wissen, wofür sie uns bezahlen.

„Einfach machen. Gemeinsam.“ und „Meine Kanzlei“ – das wären wohl die beiden Titel, die ich wählen würde – oder „Menschen folgen Menschen“. Ich habe festgestellt, dass wir alle das nötige Fachwissen haben, aber wie man dieses Wissen vermittelt – mit welcher Ausstrahlung und Euphorie – ist letztendlich viel wichtiger.

Welches Emoji beschreibt deinen Tag am besten, wenn mal wieder die Steuerfristen nahen?

Entweder die unterstrichene „100“, weil ich immer auf 100 % arbeite, oder das Schlafsymbol, da es oft an Schlaf mangelt. Gestern war zum Beispiel Abgabefrist und ich war erst um 22:30 Uhr zuhause. Das ist ein gesetzter Tag – alle Fristen aller Fibu- Mitarbeiter überprüfen, ob etwas liegen geblieben ist. Tatsächlich war eine Fibu offen geblieben, die nicht übermittelt wurde und das habe ich dann abends noch erledigt. Aber ich denke, die „100“ trifft es am besten.

Wie viel Zeit verbringen Sie damit, sich mit neuen Steuergesetzen oder -regelungen zu beschäftigen?

Das ist schwer zu sagen, da es eine bewusste und eine unbewusste Beschäftigung gibt. Man entwickelt mit der Zeit einen gewissen „Steuer-Tick“ – wenn man zum Beispiel eine Rechnung bekommt, prüft man automatisch bestimmte Punkte, ohne groß darüber nachzudenken. Da wird man schon ein wenig zum Steuer Nerd. Natürlich gibt es auch die bewusste Beschäftigung: Man liest Fachzeitschriften oder Zeitungen und denkt sofort darüber nach, welche steuerlichen Konsequenzen bestimmte Entwicklungen haben könnten, wie etwa ein Aktiensplit. In gewisser Weise denke ich ständig steuerlich mit – das Gesetzbuch ist quasi immer im Hinterkopf.

Was wäre Ihr Traummandat?

Traummandat? Das ist schwer zu sagen, weil alles Vor- und Nachteile hat. Ein Großmandat zum Beispiel hält einen durchgehend beschäftigt und lässt sich gut abrechnen, macht einen aber auch sehr abhängig. Je mehr man sich auf einen großen Mandanten stützt, desto weniger selbstständig ist man in gewisser Weise. Ideal wäre daher ein mittelständisches Unternehmen – vielleicht so zwischen vierzig und hundert Mitarbeiter. Das ist eine interessante Größe, bei der auch die Umsätze eine sinnvolle Beratung und Gestaltung ermöglichen. Kleinere Mandate sind oft schwieriger, da es an der nötigen Basis fehlt, um wirklich kreativ zu gestalten. Es sollte also eine gewisse Grundlage da sein, aber eben nicht zu groß.

Welche Trends im internationalen Steuerrecht erwarten Sie in den nächsten Jahren?

Ein großes Thema wird sicherlich weiterhin die Besteuerung von Konzernen wie Amazon und ähnlichen Unternehmen sein. Aktuell werden deren Gewinne hauptsächlich außerhalb der EU oder in Ländern wie Luxemburg versteuert, wo die Steuersätze sehr niedrig sind. In den nächsten Jahren wird es vermutlich Änderungen geben, sodass auch die Staaten, in denen die tatsächlichen Lieferungen ausgeführt werden, einen Teil vom Kuchen abbekommen. Bei der Umsatzsteuer hat sich schon viel getan, insbesondere bei Versandumsätzen an Privatkunden in verschiedene EU Staaten, das funktioniert mittlerweile gut. Aber der zentrale Trend wird sein, die Besteuerungsrechte fairer aufzuteilen, sodass große Unternehmen nicht unverhältnismäßig profitieren.

Wenn Sie sich aussuchen könnten, in welchem Land Sie einen Monat lang als Steuerberater arbeiten, welches wäre das?

Puh, das ist schwierig. Eigentlich bin ich hier in Deutschland sehr zufrieden und würde ungern wechseln. Jedes Land hat sein eigenes Steuersystem und manche sind kompliziert. Die USA wären für mich ein Graus, weil dort jeder Bundesstaat seine eigenen Regelungen hat – manche Steuern gibt es in einem Staat, in anderen nicht. Das wäre nichts für mich. Die Schweiz wäre da schon interessanter, vielleicht das einzige Land, in dem ich mir vorstellen könnte, mal für ein halbes Jahr zu arbeiten. Aber auch da habe ich schon durch die Mandate, die wir für die Schweiz betreuen, Einblick.

Gibt es ein Klischee über Steuerberater, das Sie am meisten amüsiert?

Das weitverbreitetste Klischee ist wohl, dass wir als „Paragrafenreiter“ oder alemannisch „Dipfelischisser“ gesehen werden. Klar, in gewisser Weise stimmt das – manche Dinge sind in der Theorie ganz exakt geregelt, aber in der Praxis läuft es oft anders. Ein anderes Klischee ist, dass unsere Arbeit angeblich trocken ist, was überhaupt nicht stimmt. Tatsächlich ist unser Beruf extrem abwechslungsreich. In einer nicht spezialisierten Kanzlei haben wir Einblicke in unzählige Betriebe und Branchen und selbst ähnliche Betriebe sind meist völlig unterschiedlich. Wir bekommen als Berater einen sehr tiefen Einblick in das Leben unserer Mandanten und wissen theoretisch sogar mehr als der Arzt – wir kennen fast alles über sie, von Kontobewegungen bis hin zu Kreditkartenabrechnungen. Unser Beruf ist also alles andere als eintönig.

Was machen Sie am liebsten in der Freizeit, um sich vom internationalen Steuerdschungel zu erholen?

Am liebsten unternehme ich etwas mit den Kindern. Es hängt natürlich davon ab, was sie gern machen. Unsere Große malt gern, spielt und lässt sich gern vorlesen. Der Kleine hingegen ist das komplette Gegenteil – eine Woche Regen wäre eine Katastrophe für ihn. Er kann stundenlang im Sandkasten spielen oder sich mit Steinen beschäftigen. Die Große schaukelt gern, braucht aber immer jemanden, der sich mit ihr beschäftigt; sie will Unterhaltung. Der Kleine spielt dagegen auch mal allein. Die Zeit mit den Kindern hilft mir wirklich, den Kopf frei zu bekommen – der perfekte Ausgleich zum Büroalltag.

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Haben wir geführt mit Mandanten, Mitarbeitenden und Freunden.

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